Samer A. kommt aus Homs in Syrien. Von seiner Heimatstadt ist nicht viel übrig. Von seinen Erfahrungen, Fähigkeiten und Wünschen berichten die Westfälischen Nachrichten vom 01.09.2016 in einem Bericht über seine Geschichte.
Gelungene Integration besteht aus vielen kleinen Schritten, aus Problemen, die gelöst werden müssen, aus Misserfolgen aber auch aus Erfolgen. Hier ein aktuelles Beispiel aus dem Flüchtlingsnetzwerk Hiltrup. Weil er seinen internationalen Führerschein auf seiner Flucht mitnahm, besteht jetzt Hoffnung für Samer, in Deutschland eine Arbeit zu finden!
Samer A. kommt aus Homs in Syrien. Von seiner Heimatstadt ist nicht mehr viel übrig. Als er floh, brachte er einen internationalen Führerschein mit allen Fahrkategorien mit. Während die ausländischen Führerscheine fast aller andern Flüchtlinge in Deutschland längst ungültig geworden sind, gilt seiner noch bis 2021.
Die Stadtteilbücherei St. Clemens nahm ein Führerschein-Übungsbuch auf Arabisch in den Verleih, mit dem er die deutschen Verkehrsregeln lernt und versteht. So darf er jetzt mit Unterstützern des Flüchtlingsnetzwerks Transporter mieten. Nach zwei Jahren saß er hier das erste Mal wieder am Steuer, um für einen anderen Flüchtling zu fahren, der seine neue Wohnung bezieht. Das macht Samer fit für Deutschland. Mit seiner 25-jährigen Fahrpraxis als Bus- und LKW-Fahrer, seinen Kenntnissen als Mechaniker und Schreiner. Und er hat eine Perspektive, für die es sich lohnt, weiter Deutsch zu lernen und auch zu sprechen.
Er möchte hier arbeiten – in Syrien sei es sehr einfach, Arbeit zu finden. Bislang waren die Anfragen bei passenden Unternehmen erfolglos. Ohne passende Busverbindung oder eigenem Auto ist der Weg frühmorgens vom Flüchtlingsheim Haus Heidhorn in weiter entfernte Betriebe kaum zu schaffen. Und parallel läuft der halbtägige Deutschkurs ja auch noch weiter. Sehr gerne würde er zunächst ein Praktikum machen – vielleicht wird daraus ein genehmigter Minijob, bis sein Deutsch gut genug ist. Vielleicht gelingt es, im Herbst nächsten Jahres einen Ausbildungsplatz zu erhalten. Seine größten Wünsche sind einfach: mit Deutschen mehr deutsch zu sprechen und hören, damit sein Deutschkurs nicht Zuhause im arabisch untergeht. Etwas beitragen zu können mit seiner großen, breit gefächerten Lebenserfahrung – und ein bisschen Angeln gehen.
Aber selbst das ist nach neun Monaten in Deutschland noch nicht möglich, ohne Anglerlehrgang mit Prüfung auf Deutsch lehnen die meisten Vereinsangler es ab, ihn mitzunehmen. Die zahlreiche Aktivitäten des Flüchtlingsnetzwerkes sollen helfen, diese Flüchtlinge einzubinden und Möglichkeiten zu entwickeln. Dafür sucht das Flüchtlingsnetzwerk-Hiltrup noch Ehrenamtliche, die sich an den organisierten Gelegenheiten wie Billard, Boule oder einfach auch Hundespaziergänge oder sporadische Einladungen wie ein Welcome-Dinner beteiligen, Deutschkonversationbieten und zu Folgetreffen begleiten.